Pflanzenbeziehung – wozu eigentlich?
Mensch und Pflanze – das war einmal eine zutiefst liebevolle, dankbare, von staunender Freude und tiefem Vertrauen geprägte Beziehung. Und nicht nur von Vertrauen geprägt, auch von Vertrautheit. Weniges wohl war unseren Vorfahren so selbstverständlich wie, dass „gegen alles ein Kraut gewachsen ist“. DAS wurde niemals hinterfragt. Über die Gezeiten gewechselt hat nur das „wie“.
Pflanzen, unsere verlässlichste Verbindung mit dem Leben
Welchen Pflanzen zu welcher Zeit welche Indikationen zugesprochen wurden, das mag gewechselt haben, aber dass Pflanzen unsere tiefste und verlässlichste Verbindung mit dem Leben sind – und damit auch unser natürlichstes Heilmittel – das war so klar, dass es keiner Erwähnung bedurfte. Und heute? In nur zwei bis drei Generationen haben wir uns weit entfernt von diesem Bewusstsein – und damit auch von diesem Wissen. Allenfalls betrachten wir die Pflanzen als „Werkzeuge“, als „Mittel zum Zweck“, wenn es darum geht, unerwünschte kleine Symptome so schnell wie möglich wegzubringen.
WIR sind die, die verlieren, ohne diese Verbindung.
Für die Pflanzen ist das kein Problem. Sie wachsen und blühen unverzagt, wie sie es immer getan haben (so wir denn Lebensräume für sie offen halten). Aber nach und nach merken Menschen, das es für UNS ein Verlust ist. Dass wir verarmen, wenn wir die uns umgebende, lebendige Mitwelt nur noch als Setzkasten für die Erfüllung unsere Bedürfnisse betrachten. Und zaghaft erst, dann immer mutiger, beginnen Menschen, BEZIEHUNG zur Pflanze wieder aufzunehmen. Du zum Beispiel, wenn Du mit auf dieser Pflanzenreise unterwegs bist, zum Gundermann!
Wie können wir den Faden wieder aufnehmen?
Wir alle müssen wohl dabei ganz klein anfangen, denn wir sind entwöhnt von dieser Kunst. Also erstmal gucken, wie sieht sie denn aus, die Pflanze? Wo kann ich sie denn finden? Wie kann ich sie sicher erkennen? Darf ich sie mal probieren? Was fällt mir an ihr auf? Und so weiter, in kleinen Schritten. Vertrautheit ist nicht zurückzugewinnen, wenn man einmal kurz draufguckt und „abhakt“, welche paar Pflanzen man jetzt kennt und wie man sie essen oder verarbeiten kann.
Vertrautheit entsteht, wenn man miteinander lebt.
Ein Jahr lang, Jahre lang, ein Leben lang. Wenn ich mitten im Wald unvermutet einer seltenen Pflanze begegne – und mein Herz hüpft, so wie wenn ich eine Freundin unvermutet getroffen hätte – dann, ja dann, ist Beziehung da. Erst Beziehung ermöglicht, Hilfe zu bekommen. Und erst dann können wir wieder intuitiv die Hilfe finden, die die Pflanzenwelt uns anzubieten hat. Das ist der Weg, auf dem ich bin. In aller Bescheidenheit wissend, dass ich dabei auch nach 20 Jahren wirklich, wirklich noch ganz am Anfang stehe. Im Augenblick – wieder einmal – mit dem Gundermann.
Pflanzen wollen wieder entdeckt werden
Jeder Tag, den wir den Gundermann zu uns nehmen, als Tee, als Urtinktur, jede Minute, die wir uns nehmen, um ihn zu betrachten, vielleicht zu zeichnen, darüber nachzulesen, ein kleines Gericht daraus zu machen, jede Minute, die wir in wohlwollender Zuwendung zur Pflanze verbringen, hilft uns, das verlorene Bindeglied wieder zu ersetzen. Nicht nur zu dieser Pflanze, sondern zu allen, die darauf warten, von uns wieder entdeckt, wieder ernstgenommen und letztlich wieder geliebt zu werden.
Und sie geben etwas zurück
Und zum Glück geben sie uns – nicht erst wenn wir das können, sondern schon auf dem Weg dahin – etwas zurück: „Freude heißt die starke Feder in der ewigen Natur, Freude, Freude treibt die Räder in der großen Weltenuhr.“ (F. Schiller) Es macht einfach glücklich, sich Pflanzen wieder zu Freunden zu machen. In diesem Sinne wünsche ich Dir einen wunderschönen Tag – zum Beispiel mit Gundermann!
Mit herzlichem Gruß,
Anne