Noch ist es Zeit. Bei uns in Liblar ist der Bärlauch jetzt schon im Knospenstadium, aber in der Eifel (und allen anderen Mittelgebirgen) ist er jetzt grade im perfekten Ernte-Stadium. Ein Sonntagsspaziergang und ein Baumwollbeutel - und Du kannst Dir das pure Leben in Deine Küche holen. Denn Bärlauch ist nicht "irgendeine" Pflanze im Frühling, sondern die wichtigste, um auch in uns selbst den inneren Winter zu vertreiben. Lies hier mehr dazu, was Bärlauch kann und wie Du Dich mit seinen Kräften powern kannst.
Wir sind, wie wir leben
Wer heute noch das Glück hat, einen Beruf zu haben, der "draußen" stattfindet, wer heute noch Wind und Wetter regelmäßig und lange erlebt und von ungefilterten Frühlings-Sonnen-Strahlen täglich gewärmt wird, dessen Körper ist in Resonanz mit den Elementen. Dessen Bewegungsapparat und Geist und Seele formt und stärkt sich infolge der Beanspruchung, der täglichen Nutzung des Körpers, der unser Gefährt und auf eine Weise auch unser größtes Geschenk ist. Wer heute das Glück hat, einen Garten zu haben, oder einen Wald oder eine Solawi in Stadt oder Dorf, der kann - zumindest in der Freizeit - ebenso diese Erfahrungen machen. Und wird davon geprägt. Doch ganz ehrlich - wie viele von uns haben diesen Zugang nicht. Oder wissen ihn nicht zu schätzen und auch nicht zu nutzen.
Statt dessen hocken wir in Stuben
Und nicht nur in Stuben (oder Büros, oder Praxen), sondern auch noch vor Bildschirmen, an Schreibtischen, reduziert auf einen minimalistischen Prozentsatz an lebendiger Bewegung und lebendiger Atmung im Kontext der uns umgebenden Natur. Dafür zahlen wir einen Preis. "Use it or lose it", so heißt es im Englischen so treffend. Was nicht gebraucht wird, zerfällt, wird krank, wird fest (sklerosiert), baut sich ab. Verhärtung, statt lebendige Dynamik und Elastizität ist die Folge. Sie zeigt sich im Bewegungsapparat, aber auch in der geistigen Leistungskapazität und nicht selten auch in der Fähigkeit zum Mitschwingen, zur Empathie und zur Kreativität.
Wie hoch ist der Preis
Jeder muss für sich eine Entscheidung treffen, wieviel man dem eigenen Körper an Stagnation zumuten kann und wo die Grenze ist. Nicht immer und nicht in allen Lebensphasen können wir uns das - ganz - aussuchen. Es wird Zeiten geben, in denen wir nicht in Balance kommen zwischen Geben und Nehmen von bzw. für unseren kostbaren Körper, unsere Seele, unseren Geist.
Und dann brauchen wir Helferlein
Einer davon heißt Bärlauch. Ein schlichtes, einfaches Blatt, ein Frühlingsbote, der noch unter der letzten Schneedecke der Winterkälte (und Erstarrung) trotzt und wächst. Unbeirrt breitet er sich aus, die Wärmekräfte des Erdbodens nach oben und außen trägend. Machtvoll nimmt er sich seinen Raum, am richtigen Standort flächendeckend. Sein Duft erfüllt den Wald schon bevor man ihn sieht. Er ist eine Powerpflanze, die frühlingshaften neuen Schwung in unser Blut und in unser Leben bringen kann. In den alten Schriften galt er als "Blutreiniger", als Anregung für die Fließsysteme in unsere Körper, insbesondere für die Ausleitung über die Nieren.
Menschen, die Bärlauch essen
machen die Erfahrung, dass sie vehementer für etwas - oder wenn nötig auch für sich selber - eintreten können. Dass Entmutigung und Verzagtheit verschwinden. Dass Zutrauen und Mut zum Tun sich wie von selbst einstellen. Menschen, die Bärlauch essen, merken, dass sie "mehr da" sind, wenn sie sich einer Aufgabe widmen. Und dass sie früher damit aufhören können, weil sie konzentrierter waren und schneller fertig werden.
Menschen, die Bärlauch essen
erleben ihren Körper und ihre Gelenke und ihre Haut als wie grundgereinigt. Wie prickelnd, wie wieder mit Leben bis zum Rand geflutet. Davon profitiert auch die Haut, die kraftvoller versorgt wird und sich dadurch besser regenerieren kann. Bis in die Gefäße und ins Blutbild hinein sind Effekte nachweisbar, wenn sie im vorher-nachher-Vergleich untersucht werden. Der Großputz im Inneren macht vor keiner Stelle halt.
Natürlich ist Bärlauch auch ein Heilmittel
Davon soll und kann hier nicht die Rede sein - nur soviel, dass Du weißt, dass es Bärlauch auch als Urtinktur gibt, oder auch in anderen Darreichungsformen, und das macht total Sinn. Doch jetzt, grade um diese Jahreszeit, brauchst Du nicht unbedingt in die Apotheke, um mit Bärlauch zu arbeiten. Jetzt grade ist die Zeit, wo der Wald ruft.
Was Du jetzt tun kannst
Statte Dich jetzt aus mit einem guten Hochleistungsmixer* und mit einem Grundsortiment an Nüssen* (bevorzugt in rohköstlicher Qualität) und mit einem guten Olivenöl. Salz wirst Du da haben. Und wenn Du dann den Bärlauch geerntet hast, füllst Du den Mixer zu einem Viertel mit Nüssen und zu einem knappen Drittel mit einem guten Olivenöl und füllst den Restraum des Mixers mit gewaschenen und abgetropften Bärlauchblättern auf. Eine Prise Salz noch dazu, ein paar Sekunden mixen (nicht zu lang, sonst wird es Mus) und Du hast das beste Pesto ever.
Im Vergleich zu allem, was Du kaufen kannst, ist es nicht ultrahocherhitzt. Es enthält also das volle Spektrum auch der sonst hitzeinstabilen Vitamine und Enzyme. Und weil kein Käse (Parmesan) drin ist, hält es - in vorher steril ausgekochten Gläsern - im Kühlschrank locker bis zur nächsten Saison, also ein Jahr. Wenn Du es nicht vorher aufgegessen hast, z.B. mit einem Teelöffel oder Esslöffel jeden Tag.
Was sonst noch geht
Gib' Bärlauchblätter gewaschen, abgetupft und ein paar Mal zerhackt ins Dörrgerät*. Nach dem Dörrvorgang direkt luftdicht in Schraubgläser füllen. Im Unterschied zu anderen Pflanzen, die geeigneter für die Trocknung sind, hält Bärlauch Geschmack und Wirkstoffe nicht so gut beim Trocknen. Gehackt einfrieren wäre aus Aroma-Perspektive besser, braucht aber natürlich viel mehr Energie. Ernteüberschüsse verarbeite ich daher dennoch gerne per Trocknung. Man lässt die Blätter recht groß und grob und rebelt sie dann frisch in der Hand, wenn sie z.B. über Gemüsepfannen, gedünsteten Spargel oder in Kräuterquark gegeben werden. So kommt immer noch "genug" Bärlauch Aroma an, und Bärlauch Kraft sowieso.
Und all die frischen Anwendungen nicht vergessen
Bärlauchsuppe, Bärlauchpizza, Bärlauch-Kartoffelpürree, Bärlauchbutter, Bärlauch mit Schafskäse in Baguette-Teig eingebacken, Bärlauch mit diversen Gemüsen und Salz zur frischen Gemüsebrühe eingesalzen, Bärlauchknospen in Essig und Salz als Kapern eingelegt. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ist auch nicht wichtig, was Du machst. Hauptsache Du machst was!
Du denkst, Du magst Bärlauch nicht?
Ganz ehrlich: ist er zu stark, bist Du zu schwach! (sorry, ist nicht so gemeint :-)) Aber ganz ehrlich, wenn Du nicht grade eine ausgewachsene Allergie gegen Lauchgewächse hast, gibt es keinen Grund, die Bärlauch Erfahrung auszulassen. Was allerdings sein kann ist, dass Du Dich an ihn gewöhnen musst. Er ist halt keine liebliche Kamille, sondern ein echter "Knaller" unter den Heilpflanzen. Fang' einfach mal klein an. Ein Teelöffel Pesto am Tag reicht ja erstmal völlig aus. Und gebacken und gekocht ist wie gezähmt, was auch den Einstieg erleichtert. Erst im Pesto und klein geschnitten im Salat kommt seine volle Wucht zum Tragen.
Sich anfreunden
Essen ist zu 80 % Gewöhnung, ist von gewachsenen Traditionen, von Emotionen, von Familienwerten und von vielen unbewussten Vorgängen abhängig. Das ist grade ein Grund, neue Gewohnheiten und neue Traditionen (wie z.B. das alljährliche Sammeln) zu etablieren. Jedes Jahr wirst Du Dich mehr drauf freuen. Jedes Jahr wird die Interaktion Deines Körpers mit dieser wunderbaren Pflanze, stärker, fühlbarer und eindeutiger werden.
Und wenn Du eingetaucht bist
in den Bärlauch, sei es nun zum ersten Mal - oder weil es Dir schon Jahrzehnte gute Gewohnheit ist - schreib' mir und lass' mich wissen, was dieses Jahr Deine tollste Entdeckung, Dein bestes Rezept und Deine schönste Erfahrung mit Bärlauch war.
Und apropos - heute ist doch noch Wochenende, nur falls Du noch keinen Plan hattest ... :-)))
Dir einen schönen Sonntag, liebe Grüße,
Anne
P.S.: Mehr zum Bärlauch - als Heilpflanze - kannst Du nachlesen in den wunderbaren Büchern von Roger und Hildegard Kalbermatten.
P.P.S.: Mehr zum Bärlauch als essbare Wildpflanze kannst Du nachlesen in den ebenso wunderbaren Büchern von Dr. Markus Strauß, bei dem ich in 2016 meine Ausbildung zur Fachberaterin mit essbaren Wildpflanzen gemacht habe.
P.P.P.S.: Und wenn Du Dich beim Sammeln nicht sicher fühlst, komm' erstmal zu einer Führung
bei mir oder einer Kräuterfrau Deines Vertrauens. Bitte keine Experimente mit Sammeln ohne Pflanzenkenntnis, das kann grade beim Bärlauch auch mal schief gehen ...
* Auf www.annelohman.com unter "Alles was man braucht" findest Du die Auswahl meiner bevorzugten Geräte, die ich auch grade nochmal für Dich aktualisiert habe.
Alle * sind von mir getestete und für gut befundene Partnerlinks.
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