Kennst Du das? Auch von dem, was man liebt, kann man zu viel tun. Erst Recht, wenn es unter erschwerten Bedingungen stattfindet (homeschooling der Kinder, Fehlen der kollegialen Gemeinschaft, zuviel Bildschirmzeit, zuwenig Bewegung, zuviel Budenkoller, …). Wenn Du also auch irgendwann mal genug rausgepowert hast und Dich fragst, wo Du eigentlich die Energie für die nächste Runde auf dem Karussell her nehmen sollst, dann habe ich eine Antwort für Dich. Sie heißt „Lehmkur“. Davon handelt dieser kleine Erfahrungsbericht.
Die Lehmkur nach Emanuel Felke:
Als mich vor geschätzten 25 Jahren meine beste Freundin aus einem Park in Bad Sobernheim an der Nahe anrief und sagte: „Anne, Du ahnst nicht, wie schön das hier ist. Wir MÜSSEN hier zusammen hin.“ - da ahnte ich noch nicht, dass damit eine mein Leben begleitende Tradition ihren Anfang nehmen würde. Ein Jahr später waren wir erstmals zusammen dort, zu unserer ersten gemeinsamen Fasten- und vor allem Lehmkur nach Pastor Emanuel Felke. Und seither - mit wenigen Unterbrechungen - nahezu jedes Jahr wieder. Fasten kann man überall - aber Fasten mit Lehmbad-Anwendung, das gibt's nur im Felke Konzept.
Licht, Luft, Wasser und Erde
Bad Sobernheim und Meddersheim sind zwei kleine, aber feine Kurorte an der Nahe. Beide gehen zurück auf das Wirken des evangelischen Pastors Emanuel Felke, der nur ein paar Jahrzehnte nach seinem berühmten Vorgänger, Pfarrer Kneipp, die Hoch-Phase seines Wirkens hatte. Emanuel Felke stellte die vier heilenden (und kostenfreien) Elemente: Licht, Luft, Wasser und (und das war neu) Erde, genauer gesagt LEHM, ins Zentrum seines Wirkens.
Eine klassische Felke Kur geht - heute - so:
Direkt nach dem morgendlichen Aufstehen geht’s ab nach draußen und in einer kleinen Sitzwanne wartet naturkaltes Wasser in handbreiter Höhe auf den fröhlichen, morgendlichen Benutzer. Sich reinstellen, ein bisschen drin rum laufen, dann das Wasser die Beine hoch schöpfen und sich - hui - ganz kurz rein setzen. Dann raus aus der Wanne und mit den Händen trocken klopfen. Warmduscher gehen danach nochmal kurz ins Bett, um sich wieder aufzuwärmen :-)) Alle anderen erwärmen sich mit einem kreislaufaktivierenden Morgensportprogramm, sei es im hauseigenen Schwimmbad oder draußen im Park.
Das Lehmbad
Nach dem Frühstück - oder wahlweise dem Saft für eine/n Fastende/n - kommt eine kleine Ruhephase und dann im späteren Verlauf des Vormittags folgt das Herzstück der Felke Kur: das Lehmbad. Dazu erhält jede/r Anwender zu Beginn der Lehmkurwoche(n) eine eigene, mit frisch abgebautem Lehm und ein wenig Wasser gefüllte Grube. In diese stellt man sich in Eva’s Kostüm hinein und trampelt solange das Wasser in den Lehm ein, bis der so in etwa die Optik von Mousse au chocolat angenommen hat, also fest und schön cremig ist. Dann zieht man sich die „Lehmhose“ an, indem man mit den Händen den kühlen Lehm an den Beinen hochstreicht und noch weiter hoch bis etwa zur Taille.
So mit „Lehmhose“ angekleidet, setzt man sich dann mit ausgestreckten Beinen in den Lehm und verbleibt darin - unter ständiger leichter Bewegung - etwa 45-60 Minuten. Da der Lehm sehr feinporig ist und sich an und in jede Pore der Haut anschmiegt - wo er die Neigung hat, zu trocknen - beginnt so ein gigantisches Reinigungsprogramm. Warum?
Was macht der Lehm?
Lehm ist eine Erdbodenstruktur aus Sand und sehr feinen Tonpartikeln. Letztere können ein Vielfaches ihres Eigengewichtes an Wasser binden - und nicht nur an Wasser, sondern auch an den im Wasser gelösten Substanzen. Auf den Körper bezogen sind das alle die Substanzen, die wir nicht so gerne haben wollen. Gifte aller Art: von stressbedingten Stoffwechselgiften, über verdauungsbedingte Gärungs- und Fäulnisstoffe, über Umweltschadstoffe bis hin zu Arzneimittelgiften. Ich habe in den 25 Jahren, seit ich Lehmkuren mache, Menschen erlebt, deren Lehm nach einer Woche „grün“ schimmerte und ausgetauscht werden musste.
Aber auch wer nicht bis unter die Haarspitzen giftbelastet ist, profitiert von der Entgiftung. Heute kann sich wohl niemand von uns freisprechen davon, dass Stress und Umweltbelastung ihre Spuren in unseren Körpern hinterlassen. Und wir tun gut daran, zwischendurch unserem Körper mal einen regelrechten Hausputz zu gönnen.
Reinigen und "halten"
Faszinierend ist auch die „haltende Kraft“ des Lehms. Es mag seltsam klingen, aber im Lehm zu sitzen, vermittelt vielen Menschen ein Gefühl unendlicher Geborgenheit. Eine so geschmeidige Qualität, die angenehmen Widerstand gibt und gleichzeitig den Körper umfasst wie eine wohl gemeinte Umarmung. Es ist ein Anschmiegen und Halten, wie es wohl keine andere Substanz der Welt - und erst Recht kein Mensch - in dieser Existenz uns geben kann. Eine echte Begegnung mit dem Urelement Erde, aus dem wir bekanntlich „im gewissen Sinne“ geschaffen sind. Erst im Lehm sitzend ist mir klar geworden, warum es tiefen Sinn macht, dass es in den Schriften heißt, Gott habe den Menschen aus Lehm geschaffen! Aus dem Lehm aufzustehen, das ist ein bisschen wie neu geboren werden!
Wieder raus kommen
Wenn man sich nach einer knappen Stunde aus dem Lehmbad erhebt, streift man die Lehmrest mit der Hand - und später mit einem Spatel - überall von der Haut ab. Den Rest lässt man trocknen (zum weiteren Entgiften) und dann wird geduscht. Eingerieben mit eine guten Öl genießt man eine Nachruhezeit, ehe es zum Mittagessen oder zur mittäglichen Fastenmahlzeit geht.
Das Heublumensäckchen
Am Nachmittag geht die Entgiftung weiter. Eine Mitarbeiterin des Kurhauses kommt und legt einem im Zimmer (jedenfalls wenn kein Corona ist, diesmal musste man das selber machen) ein gewärmtes Heublumensäckchen auf die Leber - ein tiefer Mittagschlaf ist damit so gut wie unvermeidlich:-) Die Nachmittage eignen sich dann für lange Spaziergänge in den umliegenden Wäldern und Weinbergen, für ausgedehntes Schwimmen im hauseigenen Schwimmbad oder für ein paar gechillte Saunagänge. Eine Fastenmahlzeit in Form einer frischen Gemüsebrühe am Abend beschließt den Tag. Frühes Schlafengehen - quasi mit den Hühnern - muss nicht sein, aber macht Sinn.
Warum in die Ferne schweifen?
Andere Menschen fliegen (bzw. flogen vor Corona) nach Indien oder Sri Lanke zur Ayurveda Kur. Teuer. Weit weg. Unökologisch. Und warum überhaupt? Klar, jede/r mag ja reisen, wohin er/sie will. Aber wenn es nur um Erholung geht (und darum geht es doch eigentlich in so einem Fall), dann reichen zwei Stunden Autofahrt bis zur Nahe wirklich völlig aus.
Sekt in meinen Adern
Schon mit Ende 20, als ich das Felke Kur Prinzip das erste Mal live erlebt habe, hatte ich nach zwei Tagen buchstäblich das Gefühl, dass ich den Sauerstoff in meinen Adern blubbern fühlen konnte. Wie Sekt in meinen Adern. Hatte ich vorher noch nie erlebt - und stellt sich immer wieder ein, wenn ich dort bin!
Die ultimative Ergänzung zur "äußeren" Reinigung mit Lehm
Schon immer habe ich in der Lehmkur auch gefastet. Denn obwohl das nicht zur klassischen Felke Kur gehört, ist es für mich die ultimative Ergänzung zum äußeren Reinigen mit Lehm. Es kommt endlich Ruhe in die Stoffwechselvorgänge des Körpers. Auch das ewige Streben nach „was gibt’s denn als nächstes zu essen“ kann endlich mal zur Ruhe kommen. Viele Stunden mehr Zeit am Tag sind ein willkommener Nebeneffekt. Die kleinen, aber hochfeinen Fastenmahlzeiten aus Frischsäften oder frischer Gemüsebrühe reichen völlig, um gestärkt durch die Tage zu gehen.
Diese Stille ...
Und in dieser Stille, wo kein Anruf und kein to-do die Tage stört, reinigt sich nicht nur der Körper, sondern auch und vor allem, der Geist. Dinge, die hinter uns liegen, können in unserem biographischen Gesamtbild auf den richtigen Platz rutschen. Fragen, vor denen wir lange rätselnd standen, lösen sich auf oder klären sich auf überraschende Weise. Pläne, die wir lose geschmiedet, aber nie konkretisiert hatten, nehmen plötzlich vor unserem inneren Auge umsetzbare Gestalt an. Beziehungen werden nochmal neu belichtet und sortiert. Die Balance zwischen müssen und wollen kann neu gefunden werden. Geschätzte Bücher, die zu lange auf dem Nachttisch lagen, können endlich mal zuende gelesen werden.
Gesundheit bilden
Saluto-genese - das ist die Wissenschaft von der Gesundheits-Bildung. Nach über 25 Jahren Naturheilkunde, für die ich landauf-landab und quer durch Europa Fortbildung gemacht habe, kenne ich immer noch nichts Grund-Reinigenderes und Grund-Legenderes als eine Fastenkur mit Lehm. Gesundheit wird in der Salutogenese nicht als Zustand verstanden, sondern als ein dynamisch ewig-Anzustrebendes. Ein Ideal, das wir wohl nie ganz erreichen, aber auf das wir uns - möglichst - immer wieder aktiv zubewegen. Ganz ehrlich - verglichen mit der Lehm-Fasten-Kur wüsste ich keine einzige andere Maßnahme, die zu diesem Ziel einen so nachhaltig wirksamen Beitrag leisten kann.
Alternativen?
Im Bestreben, eine (durchaus auch preiswertere) Alternative für eine Lehmkur zu finden, bin ich weit durch Europa gereist. Moorbäder in den Oberammergauer Alpen, Kreidebäder auf Rügen, Fangopackungen in den berühmten Bäderstädten Marienbad und Karlsbad in Tschechien - war alles gut, war alles schön. Aber den reinigenden Effekt, den der Lehm hat - eingebettet in ein absolut schlüssiges Gesamtkonzept - das habe ich so nirgendwo anders gefunden.
Und inzwischen spare ich mir die Ausflüge woanders hin und gehe direkt dorthin, wo ich weiß, dass genau das passiert, was passieren soll. Für mein Auto muss ich auch manchmal 1.000 Euro zahlen - und diskutiere das nicht. Ein „Fahrzeug“ das was leisten soll, muss halt gepflegt werden. Nicht anders ist es mit dem Körper. Und dann brauche ich für eine Kur nicht 3 Wochen, die mich der Familie und der Arbeit über Gebühr lang entziehen, sondern genau sieben Tage. Und die Energie für die nächsten 12 Monate ist „im Kasten“.
Wenn Du mal wieder kurz vor’m Durchbrennen bist, oder kurz vor’m Wegrennen, dann denk’ dran: Man muss nicht bis nach Indien, um zu sich selbst zurück zu finden. Das Gute liegt so nah, in diesem Fall genau genommen sogar an der „Nahe“ :-))
Erzähl' mir.
Ach ja - und schreib’ mir, wenn Du dort warst oder hinfährst. Gerne möchte ich wissen, welche Erfahrungen Du im Lehm machst. Da das Kurhaus, in dem ich mich bevorzugt aufhalte, inzwischen sogar Sanatoriumsstatus hat (obwohl es gar nicht danach aussieht), sowie ein absolut ausgezeichnetes Hygiene-Konzept, ist es auch in Coronazeiten geöffnet. Erst Recht jetzt, wo wir viele gute Gründe haben, uns immunologisch fit zu halten, könnte ein Aufenthalt dort vielleicht die beste aller Ideen sein.
Genieß' Deinen Sonntag, auf bald,
Anne
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