Erdbeeren und Spargel - in der Lebensmittelharmonie passen sie perfekt zusammen. Spargel gehört zum grünen Bereich und Erdbeeren zum blauen Bereich. Ergo eignen sich die beiden im Tandem zum Beispiel gut zu einem Salat von Spargel mit Rucola und Erdbeere, plus Essig-Öl-Soße. Zum Beispiel zum Abendessen. Doch welche Qualität bringt uns die Erdbeere und warum ist es nicht nur lecker, sondern macht auch Sinn, für die Dauer der Saison bei den (Bio-) Erdbeeren so üppig wie nur möglich zuzulangen?
Die Erdbeere in der Lebensmittelharmonie
Auch wenn wir Erdbeeren natürlich vornehmlich kulinarisch schätzen, ist es doch zunächst mal interessant zu wissen, dass sie mehr Vitamin C besitzen als Zitronen oder Orangen. Also - warum in die Ferne schweifen? Ihr Eisengehalt macht sie blutbildend. Das üppige Vitamin B Spektrum verbessert unsere Stresstoleranz. Ihre Antioxidantien, die sich sowohl im roten Fruchtfleisch, als auch in den kleinen gelben "Nüsschen" auf der Außenhaut befinden, wirken oxidativem Stress entgegen. Damit hat die Erdbeere ein vorbeugendes und schützendes Potential bei all den großen, degenerativen Zivilisationserkrankungen.
Blätter nicht vergessen
Nicht zu vergessen sind auch ihre Blätter (in Form von Tee). Schon ab März und dann bis in den Juni hinein können wir die jungen Blätter sammeln und in Dörrgerät oder Backofen trocknen. Erdbeerblättertee (genau wie Brombeerblättertee) enthält Gerbstoffe, d.h. er verstärkt die Oberflächenstabilität unserer Schleimhäute und dichtet und schützt damit unsere Schleimhäute - zum Beispiel vor oder auch bei Durchfall. Das alles trifft auf die üblichen Gartenerdbeeren zu, aber auch auf ihre mitteleuropäische Verwandte, die kleine und besonders aromatische Walderdbeere.
Wo ihre Antixodantien gebraucht werden
Ein stets hoher Blutspiegel an Antioxidantien - wozu auch das Vitamin C aus der Erdbeere gehört - schützt unsern Körper im umfassendst denkbaren Sinne. Wo der Schutz gebraucht wird, das ist eine Frage der persönlichen Achillesferse. Der Asthmatiker braucht den Schutz an anderer Stelle als der Herpes-Patient. Die Patientin mit Arthritis hat einen anderen Bedarf als ein Herzerkrankter oder ein Krebspatientin. Fakt ist - Beeren brauchen wir alle.
Mit uns verwoben seit der Steinzeit
Wilde Früchte, vor allem Beeren, sind seit der Zeit der Jäger und Sammler ein Grundnahrungsmittel der Menschheit. Als die Menschen im Altertum begannen, die Wirkungen der Pflanzen systematisch aufzuzeichnen, wurde zu den Erdbeeren vermerkt, dass sie Leber und Galle aktivieren, den Harnfluss anregen (sprich ausleitend, reinigend wirken), dass sie zur Blutbildung dienen und vor Infekten schützen. Auch bei Fieber wurden sie eingesetzt.
Botanisch gehören die Erdbeeren zu den Rosengewächsen, was man u.a. an ihrer Fünfblättrigkeit erkennen kann. Streng botanisch gesehen wissen wir heute, dass die Erdbeere gar keine Beere ist, sondern als "Sammelnussfrucht" bezeichnet wird. Dabei setzen sich viele kleine Einzelfrüchte zu einer als Beere erscheinenden Form zusammen. Ihre gelben bzw. roten Samen sitzen dabei auf dem gut ausgereiften Fruchtkörper, dem roten Blütenboden. Diese Samen haben immerhin an archäologischen Fundstellen seit der Steinzeit überdauert, woher wir auch wissen, dass unsere Vorfahren diese Frucht auch schon zu schätzen wussten.
Annäherungen an ihr Wesen über die Mythologie
Eine Pflanze, die uns schon so lange begleitet, hat auch in Mythen und Märchen ihre Spuren hinterlassen. In Grimm's Märchen von Großmütterchen Immergrün hatte die kranke Mutter "Herzweh nach Erdbeeren" und wurde durch die Liebe ihrer Kinder, die selbstlos für sie Erdbeeren sammelten - ohne zu naschen - wieder gesund.
In der vorchristlichen Zeit war die Erdbeere Symbol der Liebesgöttin Venus. In den Anfängen des Christentums war sie hingegen eben deswegen verpönt, wurde in ihrer sinnlichen Ausstrahlung als allzu verführerisch gedeutet. In England gelten ihre Blätter als Zeichen von Rang und als Signum von Rechtschaffenheit.
Die entscheidende Frage jedoch ist:
was bedeutet die Erdbeere für Dich?
Wann hast Du zuletzt ein Erdbeere gegessen, deren Geschmack und Köstlichkeit Du Dich vollkommen hingegeben hast? Hast Du die Pracht der Farbe wirklich auf Dich wirken lassen? Die Köstlichkeit des Duftes in Deine Nase steigen lassen? Die widerstandslose Sanftheit ihres Fruchtfleisches auf Deiner Zunge zergehen lassen? Wenn Du die Erdbeere nicht nur isst, sondern ihr "begegnest", passiert etwas Neues.
Deine Sinne erwachen aus dem Schlaf der Routinen. Dein Lebensfreude-Barometer steigt nach oben. Du wirst Lust haben, diese Erfahrung mit anderen zu teilen. Du wirst Dir Zeit nehmen, um die Üppigkeit und Fülle der Erdbeerbotschaft zu einem Teil von Dir selbst werden zu lassen. Du wirst plötzlich wieder erinnert, dass das Leben ein Fest ist. Und es hat schon begonnen. Und Du bist mittendrin!
Immer?
Nein, nicht immer. Denn was die Erdbeere von Dir braucht, damit Du diese Erfahrung machen kannst, ist ein kleiner Augenblick der Achtsamkeit.
Sie versteckt sich - und ihre wunderbaren Eigenschaften - wenn sie nur "benutzt" wird. Zum Beispiel als zuckersüße, aromatisierte Fertig-Pampe, wie sie als Klassiker unter den Joghurts allerorten angeboten wird. Sie verliert ihren wunderbaren Charme und ihren puren Geschmack, wenn sie im Wachstum mit Pestiziden gespritzt worden ist.
Und tatsächlich - wer kennt denn noch Erdbeeren, wie sie wirklich schmecken? Die wenigen Anbauflächen der Bio-Erdbeerbauern in der Region muss man suchen, wie die Stecknadel im Heuhaufen. Und wenn die Erdbeere nicht "artgerecht" wachsen durfte, dann bleiben nicht der volle Duft und der volle Geschmack auf der Strecke - vor aber ihre Wirkung auf Deine Seele!
Das Original wieder schmecken lernen
Letztes Jahr hatte ich einen 10-jähriges ADHS Mädchen in der Praxis. Als wir ihre Mahlzeiten durchgesprochen haben und ich erwähnte, dass reife Erdbeeren pur ein denkbares Dessert wären, zuckte sie erschreckt zusammen und sagte: "Das kann man nicht essen." Sie kannte Erdbeeren als Dessert nur mit weißem Zucker bestreut.
Ausgerechnet die Erdbeere passt so gar nicht zum Zucker
Erdbeeren mit Zucker - das ist insofern besonders absurd, als gerade die Erdbeere eine Frucht mit extrem niedriger Glykämischer Last ist. Heißt, sie wirkt sich kaum steigernd auf den Blutzuckerspiegel aus. Meine Patientin Petra hat speziell dieses Phänomen diese Woche ungeplant erlebt: ein rohköstlicher Erdbeerkuchen wurde von ihr einer Freundin kredenzt, die an Diabetes leidet. Diese Freundin stellte beim obligatorischen nächsten Zuckertest verblüfft fest, dass ihr Blutzuckerspiegel stabil geblieben war. (Nach einer klassischen Torte hingegen geht natürlich der Blutzuckerspiegel sofort hoch). Nur echte Erdbeeren können bewirken, ...
was echte Erdbeeren bewirken können
Wenn Du dieses Jahr also wieder mal Erdbeeren ist, dann versuche, keine Kompromisse einzugehen. Ich kaufe keine Erdbeeren aus Spanien, Italien oder aus Holland. Ich esse keine, die ich nicht beim Bio-Bauern selber pflücken oder im Bioladen einkaufen oder im eigenen Garten ernten konnte. Einziger Kompromiss ist gelegentlich die Bio-Erdbeere in tiefgefroren, sei es gekauft oder aus eigenen Überschüssen. Die kann man später immer noch mal zu Tortencremes in rohköstlichen Torten oder zu Erdbeereis verarbeiten.
Da der Verbrauch in Deutschland unsere deutsche Anbaumenge bei weitem übersteigt, kommen viele Erdbeeren als Importware sogar aus Übersee. So lange Lieferzeiten - und das bei einer so empfindlichen Frucht, die im Grunde sonnengewärmt vom Feld in den Mund am besten schmeckt.
Da bleibt die Ökologie endgültig auf der Strecke, von der vielfach nachgewiesenen Belastung mit diversen Pestiziden ganz zu schweigen. Wenn Du den geschmacklichen Erdbeerunterschied zwischen bio- und nicht-bio noch nicht kennst, dann mache doch mal eine Blindverkostung. Die Erfahrung spricht für sich selbst.
Wenn Du allerdings Deine gute Quelle gefunden hast (bei mir der Apfelbacher oder der Biohof Bursch in Bornheim), dann gibt es bitte Erdbeeren kiloweise. Und was machen wir nun - im Sinne der Lebensmittelharmonie - mit den heimgebrachten Mengen?
12 Variationen von Erdbeeren in Lebensmittelharmonie
- natürlich das allbekannte Ess Kultur Pur Frühstück
für die Dauer der Saison - statt mit Äpfeln - mit Erdbeeren anrichten - pur essen mit Schlagsahne und/oder selbstgemachter roter Grütze
(besteht aus rotem Kirschsaft, roten Beeren, Birnendicksaft und Agar-Agar) - Erdbeereis (Erdbeeren tiefgefrieren, dann gefroren in den Hochleistungsmixer geben, plus etwas Zitronensaft, Mandelmus, Wasser, Honig und Birnendicksaft)
- Erdbeermandelmilch (1 EL Mandelmus mit 2-3 Datteln auf 500 ml Wasser
im Hochleistungsmixer durchmixen, dann die Erdbeeren mit mixen) - Erdbeeryoghurt oder -quark
(selbst gemischt natürlich: weißer Yoghurt, Birnendicksaft, Bourbonvanille) - rohe Erdbeertortelets
(Dattel-Nüsse im Verhältnis 2:3 grob durchmischen, als Boden in die Form
kneten, ganze oder halbierte Erdbeeren drauf setzen, roten Bio-Tortenguss
mit Kirschsaft angerührt oben drüber, fest werden) - Erdbeeren in Schokolade eintauchen (Kakaobutter, Kakaopulver,
Sonnenblumenlecithin und Birnendicksaft, erwärmen, abkühlen, eintauchen) - rohköstliche Erdbeertorte mit Mohnboden
(bestes Rezept im Buch "sweet & raw" von Maja Elena Scheid) - Spargelsalat und grüner Salat mit Erdbeeren
- Erdbeeressig (Erdbeeren in Schraubflasche mit Weißweinessig übergießen,
3 Wochen in der Sonne stehen lassen, täglich schütteln, dann abseihen) - Erdbeerfruchtsauce, z.B. zu Eis gereicht (die Früchte mit einer Prise Salz,
einem Schuss Zitronensaft und ggf. etwas Flohsamenschalenpulver pürieren) - wenn doch mal zuviel Erdbeeren gepflückt wurden, die Überschüsse in Scheiben aufgeschnitten ins Dörrgerät legen, ergibt köstliche Trockenfruchtscheiben
Hingegen klassische Zucker-Eier-Mehl-Erdbeertorten oder Mürbeteigböden mit Erdbeeren oder auch Erdbeerdessert mit Weißzucker gibt es bei uns nicht - aber ganz ehrlich, die hat schon sehr lange niemand mehr vermisst!
Erdbeeren eröffnen den Reigen den Beeren im Jahr - bis in den Herbst hinein wird die Quelle der Beeren reich sprudeln und uns stets aufs Neue mitnehmen in das Reich von Lebendigkeit und Fülle. Wer wollte bei diesem Fest nicht dabei sein? In diesem Sinne: lass' es Dir schmecken.
Herzlichst,
Deine Anne
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