Noch’ ne neue Ernährungsform, denkt sich vielleicht mancher, der zum ersten Mal mit der Lebensmittelharmonie in Berührung kommt. Brauchen wird das noch? Gute Frage. Und die Antwort ist „Nein“. Wir brauchen weder eine neue Ernährungsform und noch viel weniger brauchen noch immer mehr Rezepte von diversen neuen Ernährungsformen.
Was wir allerdings brauchen
ist, dass wir ein Prinzip verstehen. Das Prinzip nämlich von gelingender, nährender, gut zu verdauender und uns tatsächlich vital machender Ernährung. Wenn wir das verstanden haben, können wir es übertragen auf jede Modewelle in der aktuellen Ernährungsdiskussion.
Und ebenso auf auch jede Laune und Vorliebe, die wir selbst bezüglich unserer eigenen Ernährung haben. Dann können wir das Grundwissen mitnehmen und umsetzen, egal ob wir grade eine ayurvedische Phase durchlaufen oder eine asiatische. Egal, ob wir lieber bayrische Küche kochen wollen oder norddeutsche.
Ein Prinzip können wir auch übertragen auf jede Phase unseres Lebens, in der sich unsere Ernährungsvorlieben durchaus ändern – und auch ändern sollten.
Mit Rezepten kommen wir an Grenzen. Entweder langweilen sie uns irgendwann oder uns fehlen immer gerade die richtigen Zutaten. Und selbst das beste Rezeptbuch ist irgendwann durch gekocht – und was kochen wir dann? Auch alle festen Regelwerke verführen eher dazu, sie brechen zu wollen – und machen uns dabei noch ein schlechtes Gewissen oben drauf.
Nur wenn wir das Prinzip geordneter Ernährung verstanden haben, können wir frei wählen, jederzeit wechseln, alles Neue am richtigen Platz integrieren und behalten dabei immer buchstäblich einen klaren Kopf und den totalen Überblick über das, was wir tun. Mit anderen Worten: Ernährungssouveränität.
Warum es in Ordnung ist, zu ordnen
Markus Strauß hat es in seinem empfehlenswerten Buch „Artgerecht“ so schön auf den Punkt gebracht. Die Optionen zur Ernährung für den modernen Menschen sind inzwischen so vielfältig, dass die meisten Menschen mehr oder weniger den Überblick verloren haben, was sie nun wirklich brauchen und woher sie es am besten nehmen sollten. Da heißt es so treffend: „Die Krone der Schöpfung weiß inzwischen nicht mehr, was sie essen soll?! Da lachen ja die Biohühner (den konventionellen Hühnern ist das Lachen schon längst vergangen).“
Ich glaube, beinahe niemand von uns kann sich völlig dem ständigen Überangebot an Möglichkeiten und dem Druck der Verführungen entziehen. Jeder Gang durch eine Stadt oder erst Recht durch einen Supermarkt „schreit“ uns förmlich an: „Iss dies, nimm das.“ Und dann sollen wir das Gekaufte – wenn es nicht ohnehin Fertigprodukte waren – auch noch zu sinnvollen Rezepten zusammen stellen. Auch davon gibt es, mit Verlaub einfach zu viele.
Vorbei die Zeiten, als es noch eine Handvoll Lieblingsgerichte von Muttern gab. Heute „muss“ man scheinbar abwechslungsreich kochen, immer was Neues ausprobieren, sämtliche exotischen Superfoods einbauen und Lebensmittel verwerten, deren Namen unsere Großmütter nichtmal gekannt haben. (Sie sind auch bestens ohne ausgekommen.)
Rezepte gibt es schon zu viele
Jedes der bekannten, großen Rezeptportale im Internet bietet uns für jede Zutat Dutzende an Varianten an. Der Kochbuch-Boom in den Buchläden ist ungebrochen. Aber komischerweise zeigen aktuelle Studien: in nicht einmal jedem vierten Haushalt wird noch täglich der Herd benutzt. Snacks, Fertiglebensmittel, Smoothies, Kantinen und Restaurants lassen die Fertigkeit, sich aus traditionellen Gemüsen überzeugende Mahlzeiten zuzubereiten, innerhalb von ein bis zwei Generationen aussterben. So ist das immer – zu viele Möglichkeiten zu haben, blockiert uns. Wenn es anfängt beliebig zu werden, tun wir nicht alles, was wir könnten, sondern nichts!
Ordnen ist neu – aber es hilft
Wenn Du bis hierhin gelesen hast, gehörst Du vermutlich bestimmt zu denen, denen Lebensmittel noch was bedeuten. Und die ihr Möglichstes tun, Frisches zu verarbeiten. Oder wenigstens die Sehnsucht danach haben, das wieder zu tun oder zu erlernen. Dann wirst Du auch sofort verstehen, warum die erste der drei Regeln der Lebensmittelharmonie lautet:
I: Echte Lebensmittel als echt erkennen
Echte Lebensmittel sind alle die, die auf diesem Planeten unter möglichst natürlichen Bedingungen gewachsen sind und die prinzipiell für uns essbar sind bzw. auch schon von unseren Vorfahren gegessen wurden.
Nicht-echte Lebensmittel sind alle die essbaren „Dinge“, die Du selber unter Anwendung traditioneller Zubereitungsmethoden in Deiner eigenen Küche nicht hervorbringen könntest – oder wolltest.
Machen wir es praktisch:
Wenn Du Dir selbst einen Erdbeeryoghurt machen willst, würdest Du Yoghurt, Erdbeeren und vielleicht etwas Süßes, z.B. Apfelsüße, zusammenrühren. Du kämest vermutlich nicht auf die Idee, weniger Erdbeeren und dafür ein bisschen Erdbeeraroma zusammenzurühren, richtig?
Oder noch einfacher formuliert:
Traditioneller Anbau, traditionelle Ernte und traditionelle Zubereitungsmethoden bringen echte, essbare und wahrhaftig nährende Lebensmittel hervor.
Die meisten industriell angebauten und bearbeiteten Nahrungsmittel haben hingegen so starke Veränderungsprozesse durchlaufen, dass das Ursprungsprodukt kaum noch erkennbar ist. Oder es ist so verfremdet, dass es uns letztendlich als Nahrung mehr schadet als nutzt. Das beginnt bei Veränderungen in der Züchtung oder gar in der Genlinie, geht über Haltungsbedingungen von Tieren bis hin zum Zusatz von Verarbeitungsmitteln (Rieselhilfen). Und es endet bei der Manipulation des Geschmacks (Aromastoffe).
In der Lebensmittelharmonie …
… haben wir es ganz einfach – all das letztgenannte (die unechten Lebensmittel) brauchen wir nicht.
Wir fokussieren uns einfach auf die echten und „lebendigen“ Lebensmittel, wobei Gemüse und Obst dabei den Löwenanteil ausmachen. Wie hoch der tierische Anteil an der Nahrung sein soll – und woraus er besteht – ist in der Lebensmittelharmonie frei wählbar. Man kann die Ordnung der Nahrung vegan leben – und es lohnt sich trotzdem noch, zu ordnen. Man kann aber auch nach Wunsch dauerhaft oder phasenweise moderate Mengen aller Lebensmittel tierischer Herkunft in das Gesamtkonzept integrieren.
Erst wenn klar ist, was überhaupt gemeint ist, wenn wir von „Lebensmitteln“ sprechen, macht es Sinn, sich über den Rest zu unterhalten. Und der Rest beantwortet die Fragen: „Was passt in einer Mahlzeit zusammen?“ Und „Was passt zu mir?“
Bei uns im Garten hat bis kürzlich ein Huhn gebrütet. Es braucht dafür übrigens 21 Tage (nicht 23, wie im obigen Bild). Jetzt laufen hier schon drei zauberhafte Küken herum. Demnächst werden es noch mehr.
21 – nicht Tage, sondern Jahre – Erfahrung
und gelebte Praxis stecken auch im Ess Kultur Pur Prinzip der Lebensmittelharmonie. Es ist einfach zauberhaft, hier wie dort zu sehen und zu erleben, wie die Natur ihre ganz eigene Ordnung hat und wie darin eine große, eine wirklich schöpferische Kraft liegt.
Richtig an dem obigen Bild ist aber: wenn die Zeit reif ist, dann ist man frei. Wenn die Zeit des Wachsens, des sich im wahrsten Sinne „Ausbildens“ reif ist, dann ist auch die Kraft da, damit in die Welt zu treten und die Schale des Bisherigen zu durchbrechen.
Das alles ist aber nur möglich, wenn die Zeit bis dahin einer absolut gesetzmäßigen Ordnung gefolgt ist. Jede Störung dieser Ordnung hätte unsere Küken existentiell gefährdet. Sie wären nicht geboren worden. Sie könnten nicht jetzt frei in unserem Garten eine neue Welt entdecken und weiter wachsen und gedeihen.
DESHALB: bevor Du die Freiheit (und den Luxus) aller möglichen Ernährungsformen und Nahrungsmittel der Gegenwart auskostest und genießt, verwende gerne einen Teil Deiner Zeit darauf, die Grundordnung kennenzulernen. Danach wirst Du „jenseits der Schale“ mit großer Sicherheit deutlich besser zurecht kommen.
In den nächsten Blog-Artikeln dieser Serie findest Du mehr dazu.
Bis dann, mit herzlichen Grüßen,
Anne Lohmann
P.S.:
Seit Juli 2019 steht das Grundlagenwissen zum Ess Kultur Pur Konzept der Lebensmittelharmonie nun auch als Online Kurs zur Verfügung. Erzähle es gerne weiter.
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