Diese Woche, am 20.05.2020 hat die EU Kommission Pläne vorgelegt, wonach Europa weltweiter Vorreiter für nachhaltige Ernährung und biologische Vielfalt werden soll. Pläne für ein klimaneutrales Europa bis 2050 setzen dabei Standards, um Pestizide und Dünger im Anbau zu reduzieren und Antibiotika in der Tierhaltung mindestens zu halbieren. Immerhin. In diesem Newsletter möchte ich ein paar Gedanken mit Dir teilen, ob wir auch ein bisschen schneller sein können in Sachen Arten-Erhalt und Klimaschutz. Und ich hätte da ein paar Ideen ...
Als ich am letzten Mittwoch mit zunehmend freudigem Erstaunen im Radio zuhörte (beim Frühstücks-Apfel-Reiben ;-), was da politisch in der Anberaumung ist, löste das bei mir den Impuls aus: "Sie haben endlich was kapiert. Gott sei Dank."
Wir sind auch eine "Art" auf der roten Liste
Erleichtert zunächst, denn ein Freund hatte mir zufällig grade am Sonntag zuvor erzählt: Bei fortschreitendem Artensterben im gleichbleibenden Tempo wie jetzt (150 Arten pro Tag) werden im Jahr 2050 von allen Tier- und Pflanzenarten auf der Welt 75 % ausgelöscht sein. Und aus früheren Erdzeitaltern wisse man, dass das die kritische Masse ist, wo der Rest des globalen Ökosystems dann auch kippt - sprich ausstirbt. Im Jahr 2050 wird meine Tochter grade erst 40 Jahre alt sein. Und ich bin 90 und möchte dann meinen Enkelkindern noch Geschichten vorlesen ... 🙂
Geht's ein bisschen schneller?
Ergo - ein global gekipptes Ökosystem sollte wohl nicht der "Rest von Welt" sein, den wir uns und unseren Nachfahren bis 2050 hinterlassen werden. Müsste also alles ein bisschen schneller gehen. Finde ich. Und das lässt mich fragen, ob wir jetzt wirklich - wie von der EU geplant - neue Nachhaltigkeitssiegel erfinden müssen? Es gibt doch schon welche. Bioland und Demeter zum Beispiel.
Und ob jetzt Bauern wirklich wollen, dass man ihnen neue Pläne auferlegt, was sie alles sollen oder dürfen. Oder ab sie nicht lieber ab sofort aus der Erfahrung der biologischen Landwirtschaft lernen, die es schon seit fast 100 Jahren - sehr erfolgreich - gibt. Sich zusammen tun und es jetzt gleich anders machen - macht das für Dich Sinn?
Blühende Landschaften sind kein Luxus
Denn letztlich geht es doch nicht um "weniger spritzen", sondern um "nicht mehr spritzen". Wollen wir einen "Blühstreifen" neben einem konventionell vergifteten Acker, oder Äcker und Landschaften, in die Schmetterlinge und Insekten aller Art zurückkehren können? "Blühende Landschaften" eben. Es ist ja nicht so, als würden die Bio-Bauern kein Getreide ernten, nur weil bei ihnen im und am Feld noch Kornblumen gedeihen können.
Andere Länder schaffen das schon (besser)
Österreich, habe ich in der Radiosendung erfahren, bewirtschaftet bereits 26 % seiner landwirtschaftlichen Flächen biologisch. Deutschland nur 9 %! Haben wir da vielleicht ein bisschen was verpennt? Und dann fällt mir der junge Bauer wieder ein, der letztlich fast verzweifelt auf einer Tagung sagte: "Meine Kollegen und ich würden ja gerne auf BIO umstellen, aber die Leute kaufen einfach nicht genug davon. Wir haben dann keinen Abnahmegarantie und dann ist uns das Risiko zu groß."
Die ganze Macht im Einkaufskorb
Wenn Du und ich - und alle anderen - ein Jahr lang ausschließlich das essen, was wir selbst oder die Bio-Bauern unserer Region angebaut haben, dann wird ganz schnell niemand mehr vermeintlich in unserem Auftrag Bäume und Böden vergiften. Wenn alle an einem Strang ziehen, ist das Thema Artensterben durch Ackerbau in drei bis fünf Jahren vom Tisch. Und der ganze Rest der Welt könnte von uns lernen.
Was würde dabei helfen?
Landwirtschaftliche Subventionen umstellen - sofort. Allen Bauern, die möchten, bezahlte Berater an die Seite stellen, die bei der Umstellung auf ökologische Anbau-Alternativen helfen. Finanzhilfen für den Umstieg geben. Nachhaltigkeit steuerlich begünstigen. Mal ehrlich, welcher Bauer ist denn wirklich gerne mit der Giftspritze unterwegs? Doch wenn die Flächen zu groß werden und der Preisdruck zu hoch, dann kann es so scheinen, als ginge es nicht anders.
Wo es auf Dich ankommt
Vor allem aber braucht es entschlossene Verbraucher. Die großen Revolutionen der Vergangenheit - für mehr Gerechtigkeit (gegenüber allem Leben) - kamen in der Geschichte doch immer von unten. Du wählst schon jetzt die ganze Zeit - jeder Deiner Einkäufe ist eine Entscheidung und ein Stimmzettel im Wahlkorb der Zukunft.
Von Corona gelernt
An Corona finde ich ermutigend, dass ein ganzes Land zu einer konzertierten Aktion fähig ist. Und dass Politiker zu raschem Handeln fähig sind - wenn sie den Ernst der Lage erkannt haben. Ich hoffe, dass diese Fähigkeiten mit Corona nur "geübt" wurden - und nach Corona auf die wirklich zukunftsentscheidenden Fragen Anwendung finden.
Und bis dahin wähle ich - mit meinem Gartengemüse und mit meinem Einkaufskorb! Machst Du mit?
° ° ° ° °
Zu guter Letzt füge ich Dir noch eine Datei an für einen fabelhaften Holunderblütensirup - natürlich in Lebensmittelharmonie. Holunder ist mythologisch die Pflanze der Reifung, des Erwachsen-Werdens. Er steht für Geduld und Ausdauer, für Fleiß und Arbeit und für das verantwortungsvolle Eingreifen zum richtigen Zeitpunkt.
Das Märchen von Frau Holle ist der mythologische Zwilling zur Holunder-Pflanze. Beide - Märchen und Pflanze - sind nach der alten, alpenländischen Muttergottheit, der Holle, benannt. Auch sie eine Verkörperung des Respekts vor der Erde und ihren Früchten, die durch menschliche Arbeit vollendet und bewahrt werden können.
Und während sich die Politiker noch streiten, was sie nun tun und bezahlen können, gehen wir - ganz umsonst - zum Holunder und brauen uns einen gänzlich pestizidfreien Holunder-Sirup. Wir kaufen schonmal regionales Bio ein und stärken uns mit der Holunder-Energie. Wir machen all die Dinge richtig gut, die schon jetzt in unserer Hand liegen - ganz im Vertrauen, dass sich bis 2050 der Rest dann gerade noch so fügen wird.
Herzlichst, Deine Anne
P.S.: Das Bild ganz oben zeigt eine Biene an den Dicke-Bohnen-Blüten in unserem Garten 🙂
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