Wovon lebst Du? Denkst Du bei der Frage an Luft und an Liebe? Oder an Nudeln, Kartoffeln und Gemüse? Alles richtig. Falls Du an die „bodenständigere“ Antwort gedacht hast, dann ist nur folgerichtig die zweite Frage: wo kommt das alles her? Und warum ist es überhaupt so gehaltvoll, dass da was drin ist, was Dich nährt und wovon Du wirklich – gut – leben kannst?
Mit dieser Frage haben wir uns beim ersten Vortrag der Bodenreihe im Ess Kultur Pur Seminar am 04.02.2020 beschäftigt. Joachim Lüpschen, bioland Landwirt von Gut Onnau hatte dazu richtig viel Spannendes zu berichten.
Ein wirklich guter, gesunder Boden hat vorrangig was mit der Art der Bewirtschaftung zu tun. Während viele Menschen noch denken, Bioanbau bestünde vor allem darin, dass man kein Gift spritzt und keine Gentechnik verwendet, besteht die eigentliche Leistung der biologischen Landwirtschaft in der Bodenpflege. Genauer gesagt im Humusaufbau des Ackerbodens! Ein paar Aspekte dazu:
- gute Böden haben eine duftende Krümelstruktur, sie sind nicht matschig, glatt, glänzend oder zerfließend, sondern man kann sie zwischen den Fingern zu Krümeln zerreiben
- in guten Böden wachsen spezielle Pilze, die Mykorrhiza heißen und die wie kleine Fädchen an den Wurzeln der Pflanzen haften und ihnen ein Vielfaches an Nährstoffen zuführen, als was sie sonst ohne „Pilzhilfe“ aus dem Boden aufnehmen könnten (wir konnten’s uns anschauen in mitgebrachter Erde vom Hof) – schau‘ das Stichwort mal an auf Wikipedia
- Regenwürmer machen tatsächlich nur 5 % des Bodenlebens aus – 95 % der Bodenbesiedlung eines gesundes Bodens besteht aus anderen „Viechern“, vor allem Bakterien, Einzeller und Pilze, aber auch Fadenwürmer, Asseln, u.v.m.
- eine Handvoll Boden enthält mehr Mikrolebenwesen als es Menschen auf der Erde gibt; erst im Zusammenspiel ermöglichen sie Humusbildung und ein wirklich gesundes und gehaltvolles Pflanzenwachstum; Pestizide mögen die kleinen Bewohner natürlich gar nicht …
- im Idealfall enthält ein Ackerboden 2 % Humus, auch 1 % ist schon was; die Sensation aber ist: ein Prozent Humus im Ackerboden mehr kann 4 0 0 . 0 0 0 Liter Wasser pro Hektar speichern! Wenn Du also durch die Felder fährst und siehst Wasser drauf stehen, dann kannst Du erkennen, das was mit dem Bodenleben und dem Humusgehalt nicht stimmt
- guter Boden muss locker bleiben, kann also nicht mit beliebig schweren Maschinen befahren werden
- ein humusreicher Boden kann Klimaextremen trotzen, denn er kann soviel Wasser binden, dass er Dürreperioden überstehen kann
- ein humusreicher Boden speichert auch CO2 und zwar richtig viel – guter Ackerboden kann uns also auch helfen, ganz „von unten“ her eine Antwort auf die Klimakrise zu finden, dazu bei den kommenden Vorträgen noch mehr
Das hier ist erst der Appetizer. Ich könnt‘ jetzt hier noch weiter machen, aber dann wird es für hier vielleicht zuviel… 🙂 Will jedenfalls sagen: guter Boden geht uns alle an! Und je klimaextremer die Jahre möglicherweise demnächst werden, desto mehr! Und wir alle können was dafür tun, dass es mehr gute Böden gibt. Sowohl durch ggf. kundige Bewirtschaftung unserer Gärten, als auch durch Einkauf bei Betrieben und Händlern, die sich diesen Prinzipien verpflichtet haben.
Am kommenden Dienstag, dem 03.03. um 17.30 Uhr geht es weiter mit dem Bodenthema. Godehard Graf Hoensbroech vom demeter Obstpark Schloss Türnich wird über die Bodenfrage im Obstanbbau sprechen – und außerdem über den Einfluss, den Bioanbau auf Landschaften hat und damit auf die Erholungsgebiete für Körper und Seele. Denn vielleicht ist Dir schonmal aufgefallen, dass man hier im Rheinland oft lange durch „Industrieäcker“ fährt – will sagen: da findet sich kein Baum, kein Strauch, kein Vogel, kein Reh und erst Recht kein Spaziergänger. Das muss nicht sein!
Erfahre an dem Abend auch, warum Apfel nicht gleich Apfel ist und wo z.B. Du in der Region unbedenklich Wildkräuter ernten kannst.
Meld‘ Dich kurz per Email unter anmeldung@annelohmann.com (nur nötig, wenn Du noch nicht angemeldet und nicht aktuelles Kursmitglied des Abendkurses bist). Die Plätze sind begrenzt, aber ein paar sind noch frei. Und auch diesmal weder ich versuchen für die, die weiter weg wohnen, nach dem Abend meine wichtigsten Aha-Erlebnisse für Dich in eine E-Mail zu packen;-)
Wir freuen uns auf Dich,
Anne
P.S.: Wann oder wodurch ist Dir die Bedeutung des Erdbodens – global oder regional – zum ersten Mal so richtig deutlich geworden? Was war dein AHA Erlebnis? Ich freue mich über einen Zweizeiler an mich. Ich möchte gerne noch besser verstehen, wie Menschen der Gegenwart ihren „Bodenkontakt“ erleben.
P.S.: Joachim und ich haben . . .
pure Freude am guten Boden . . .