Das gewisse Etwas mehr an Selbstversorgung sollte nicht nur sinnvoll sein, sondern auch ein bisschen Spaß machen. Finde ich. Doch unser Garten hat's mir da nicht grade leicht gemacht. 10 Jahre Beete bewirtschaften, die einfach nicht richtig "durchstarten" wollten. OK, es war ein Erfahrungsfeld, aber überwogen hat der Frust über Saaten, die nicht keimten, Kulturgemüse, die mehr Blätter als Früchte bildeten, ewige Wachstumszeiten von Möhren und Co - kurz: es hat sich nicht gelohnt. Doch dieses Jahr ist alles anders ...
Walnussbaum plus Schatten - o je
Vorausgeschickt sei - ich wusste schon, woran es lag. Viel Schatten in einem Garten mit hohen Bäumen, zu wenig Sonnenstunden und der Einfluss des alles überragenden - und wachstumshemmenden - Walnussbaums hätten hier jedem das Gärtnern schwer gemacht. Aber ich habe halt nur diesen Flecken Erde und konnte es einfach nicht lassen.
Der vorletzte Versuch
Letztes Jahr habe ich nach der Strategie von Marie von Wurzelwerk die Beete dick mit frischem Kompost (vom Kompostwerk) aufgefüllt. Da war der Ertrag eher noch schlechter, als in den Jahren zuvor. Marie meinte, es könnte sein, dass der zugekaufte Kompost noch nicht richtig ausgereift war. Aber das mindert ja auch nicht den Frust.
Der letzte Versuch
Dieses Jahr habe ich mir eine Frist gesetzt: ich mache jetzt noch EINEN letzten Versuch. Und wenn es dann immer noch nicht klappt, dann ebne ich die Beete ein und säe Gras drauf! Aber vorher habe ich eben dieses Jahr folgendes Experiment gemacht:
Wie einfache Erde ALLES entscheiden kann:
Nur meinem Bauchgefühl und dem Rat von einigen guten Freunden folgend, habe ich 1.000 l Terra Preta (Amazonas-Schwarzerde von einem Bio-Hof aus der Pfalz) bestellt. Mit Palette wurde das Riesen-Paket angeliefert und ich habe auf jedes unserer Beete eine 5-8 cm dicke Schicht aufgetragen, etwas untergemischt, eingesät - und abgewartet.
Und bin aus dem Staunen nicht mehr rauskommen
Die ersten Aussaaten in diesem Jahr waren Salat, Möhren, Dicke Bohnen, Radieschen und Zuckererbsen. Und ALLES ist gekeimt, hat in Null-Komma-Nix die Erdkrume durchbrochen und steht jetzt da in dicken, kraftvollen, üppig blättrigen, üppig blühenden und tragenden Pflanzen.
Ich habe die Radieschen meines Lebens geerntet! Schon seit Wochen haben wir (ohne Folie oder Gewächshaus) jeden Tag eine Riesen-Schüssel grünen Salat von eigenen Beeten zu Mittag gegessen. Das Möhrengrün ist dick und kraftvoll, die Zuckererbsen stehen voll in Blüte und die Dicken Bohnen sind höher gewachsen, als das Hochbeet selbst hoch ist!
Solche Erträge haben andere Gärtner auch! Aber ich hatte sie - mit diesem Standort - noch nie! Man denkt, man träumt. Das kann doch nicht der gleiche Garten sein? Soll allein der Boden das Blatt so wenden können? Darüber musste ich mehr wissen.
Was ist das für ein "Zeug"?
Obwohl mir der Begriff Terra preta seit mehreren Jahren von den Biogartenmessen her bekannt war, hatte ich im Grunde keine Ahnung, was das genau für eine Erde ist. Ich wusste nur, dass sie in Bio-Kreisen als besonders überzeugendes Konzept gehandelt wird.
Und ich wusste, dass Clara Dorn vom Ernährungsrat Köln und Godehard Graf Hoenbroech von Schloss Türnich letztes Jahr auf die Produktionsstätte dieser Erde - den Hengstbacherhof in der Nordpfalz - gefahren waren, um das Phänomen näher kennenzulernen. Und sie waren von den Gesprächen und Beobachtungen dort schwer positiv beeindruckt zurück gekommen.
Jetzt will ich mehr wissen.
Diese Erfahrung in meinem Garten hat nun wirklich meine Neugier erweckt. Und passenderweise ist unser Halbjahresthema im Ess Kultur Pur Seminar ja sowieso der "Boden". Also habe ich mich getraut und den Begründer der Idee, Joachim Böttcher, zu einem Vortrag bei uns eingeladen. Und Juchhu, ja, er hat zugesagt! Dazu gleich mehr.
Terra preta do indio ...
das ist Schwarzerde nach einem Prinzip der Indios aus dem Amazonasbecken. Inzwischen weiß ich etwas mehr über sie. Zum Beispiel, dass sie Holzkohle enthält und ein Cocktail an hocheffizienten Mikroorganismen. Keinen Dünger, keine Chemie, keinen Torf! Ich weiß inzwischen, dass sie universal eingesetzt werden kann - vom eigenen Kräuter-Balkonkasten über Hochbeete und Gärten bis hin zu den Äckern von Landwirten.
kann mehr ...
Die Beimischung dieser Erde zu "normaler" Erde begünstigt signifikant das Bodenleben, steigert die Humusbildung (und damit Wasserbindung), kann CO2 binden kann und mit beidem einen absolut wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Und man kann mit Terra preta unfruchtbare Erde wieder fruchtbar machen.
Und ich weiß ich ganz genau - dass in meine Beete definitiv nichts anderes mehr rein kommt, als genau diese Erde!
° ° °
Aber das ist natürlich erst der Anfang. Was wirklich das "Geheimniss" dieser Erde ist, wie man sie selber am besten zum Einsatz bringt und was es sonst noch alles dazu zu wissen gibt, das werden wir am nächsten Offenen Ess Kultur Pur Abend erfahren. Der ist am Dienstag, dem 9. Juni 2020 von 17.30 - 19.00 Uhr - online! Dann wird der Begründer der Idee, Joachim Böttcher vom Hengstbacherhof, uns einen Quick-Start in die Grundprinzipien dieses Ökologischen Bodenkonzept geben.
Abgesehen vom Benefit für unseren eigenen "Anbau" (egal ob klein oder groß), geht es an dem Abend um mehr.
Wir lernen ein faszinierendes und ermutigendes Konzept kennen, das grade in Zeiten von Klimawandel und Bodenerosion möglicherweise entscheidende Fragen zur Zukunft beantworten kann.
Hier kannst Du Dich für die – kostenlose – online Teilnahme anmelden. Du erhältst dann 1-2 Stunden per E-Mail vor Seminarbeginn Deinen Zugangslink zur Veranstaltung.
Wir sehen uns am 9. Juni?
Anne
P.S.: Bitte in Deiner Community teilen und weitererzählen. Danke.