Wie haben Deine UrUrUr-Großeltern eigentlich überlebt? Wie sind sie über den Winter gekommen? Wieso sind ihnen die Vorräte des Sommers nicht einfach vergammelt? Warum sind sie ohne Supermarkt und Tiefkühltruhe nicht verhungert? Wie konnten sie ohne Fertiggerichte und ohne Lebensmittelindustrie ihren Alltag auf die Reihe kriegen? Wie konnten sie – noch ohne Verhütung – vier, sechs, acht Kinder satt kriegen? Können wir uns das noch vorstellen?
Zivilisationstechniken
Mal ehrlich, wenn’s um die Lebensleistung unserer Vorfahren geht, dann können wir doch nur staunen, oder? Keine Zentralheizung, keine Krankenversicherung, keine Automobil, keine bildgebende Diagnostik, kein Wissenschaft, keine Elektrizität, kein Computer, kein Internet, … . Einfach alles, was unser modernes Leben ausmacht, hat bis vor drei/vier Generationen schlicht nicht existiert. Wie nur haben die Menschen überlebt? Bei echter Not, bei Hunger oder schwerer Krankheit und erst Recht bei Krieg war dieses Leben unserer Vorfahren wirklich nicht lustig. (Erstaunlicherweise und leider gibt’s das heute alles immer noch – nur augenblicklich grade etwas weniger bei uns.)
Doch wenn man in der Geschichte zurück schaut, findet man, dass es auch in der Vergangenheit hohe Lebensqualität, üppige Feste, schöne Kleider, tolle Rezepte, hohe Kulturstufen und dergleichen mehr gab. Und auf jeden Fall gab es eine ganze Menge Lebenskompetenz, wenn es darum ging, aus den Ressourcen der Natur eine nachhaltige Lebensgrundlage herzustellen.
Viele Fähigkeiten unserer Vorfahren haben wir binnen kurzer Zeit luxusbedingt schlicht verloren. Doch möglicherweise sind welche darunter, die auch für uns heute gar nicht uninteressant sind. Im Gegenteil. Wenn wir Altes mit Neuem verbinden, können wir für die Gegenwart ein Stück Authentizität und Echtheit dazu gewinnen und auch ein Stück mehr Freiheit gegenüber den zweifellos abhängig machenden und kostenintensiven Optionen der modernen Zivilisation.
Dörren
Eine dieser Fertigkeiten ist das Dörren. Was auf den ersten Blick „dröge“ klingt – sozusagen im wahrsten Sinne des Wortes – entpuppt sich beim näheren Hinsehen als eine bis heute nicht wegzudenkende Fertigkeit in der Konservierung von Lebensmitteln, die wir nur ausgelagert haben an andere Produzenten; deren Ergebnisse wir aber bis heute absolut ständig in Anspruch nehmen. Jedes getrocknete Küchengewürz, das Du einkaufst, wurde gedörrt, jeder Apfelring, jede Trockenfrucht von den Bananenchips zu den Rosinen. Alle Chips-Sorten von den bewährten Kartoffelchips bis zu den immer beliebter werdenden Gemüsechips von Rote Beete bis Zucchini. Nudeln sind ebenso ein Dörrprodukt wie Knäckebrot und Cracker, wie Kräuter- oder Früchtetee, getrocknete Steinpilze, Gemüsebrühe oder Kräutersalz – all das besteht aus oder enthält zumindest gedörrte Zutaten.
Einfacher geht’s nicht
Dörren dürfte eine unserer ältesten Kulturtechniken sein. Die Natur macht es ja sozusagen vor. Sie dörrt die hängen gebliebenen Früchte an den Bäumen, sie dörrt die heruntergewehten Blätter (wenn der Untergrund nicht zu feucht ist). Es braucht dazu nichts weiter als Luft plus trockene Wärme, also Sonne und Wind. Zur Not nichtmal die. Das schlichte Liegen lassen oder Aufhängen von Lebensmitteln an einem gut belüfteten Ort, z.B. einem Dachboden, bei gelegentlichem Wenden, tut’s bis heute. Jahrtausende lang hat das völlig gereicht. Nur, dass wir bei der dichter gewordenen Bevölkerung und den engeren Lebensräumen heute nicht mehr den Platz haben wie früher – und dass wir meinen, wir hätten nicht mehr die Zeit.
Gute Hilfsmittel
Deshalb haben sich Menschen Schlaues ausgedacht, um es auch uns „Jetzt-Zeit-Menschen“ wieder leicht zu machen. Die Antwort der Gegenwart heißt: Dörrgerät. Ein kleiner, einem Minibackofen ähnlicher Kasten, den wir in Schubladen befüllen können und der uns nach wenigen Stunden gedörrt zurückgibt, was wir frisch hinein gelegt haben.
Warum dörren?
Wer mal ein Jahr oder zwei sich die Routine des Dörrens wieder gewöhnt hat, der stellt die Frage eher anders herum. Warum nicht? Es ist einfach die natürlichste Sache der Welt, Überschüsse, die wir vom Einkauf oder aus dem Garten oder von Sammelspaziergängen in der Natur übrig haben, kurz in die gedörrte Form zu bringen. Kostengünstig und alltagsnah produzieren wir damit selber Bio-Qualität vom Feinsten, haltbar gemacht für den Dauergebrauch.
Dein Garten quillt über von Äpfeln im Herbst, mach’ Apfelringe draus. Beim Bioeinkauf waren es ein paar Bananen zuviel, mach’ Bananenchips draus. Vom frischen Suppengemüse ist was übrig geblieben: getrocknet und mit Salz gemischt wird eine eigene Gemüsebrühe draus. Auf dem Hochbeet wuchert der Koriander – trockne die Samen für’s spätere Mörsern. Du findest auf einem Spaziergang einen blühenden Holunder – mach’ Dir Deinen eigenen Holunderblütentee. Wenn der nächste Infekt kommt, bist Du „gewappnet“. Alle üppig wachsenden Kräuter von Hochbeet oder Kräuterspirale oder vom Waldspaziergang, wie Bärlauch, Rosmarin oder Liebstöckel etc. sind in nullkommanix getrocknet. Du bist Pilzesammler – dörren ist grade bei Pilzen viel besser als einfrieren.
Lavendelblüten für’s Duftsäckchen, Rosenblätter für die Dekoration, … . Du kannst vermutlich Berge von Selbst-Gedörrtem verschenken, denn so viel wie Du mit einer Charge im Dörrgerät für Dich trocknen kannst, brauchst Du vermutlich im ganzen Jahr nicht für den eigenen Bedarf. So entstehen nebenbei kleine, mit Liebe gemachte Mitbringsel, über die sich jeder freut.
Auch kleine Leckereien sind im Handumdrehen gemacht. Zwei Äpfel und 500 g Himbeeren, zusammen mit ein bisschen Zitronensaft püriert und mit 1 EL Flohsamenschalen leicht angedickt, kannst du auf einer Dörrfolie 1 cm dick ausstreichen. Ein paar Stunden und einmal Wenden später kannst Du ein Fruchtleder aus dem Dörrgerät holen (wie im Bild), das Deine Kinder vermutlich lieber mögen werden als Gummibärchen – und das Du Ihnen und ihren Freunden mit gutem Gewissen (weil Industrie-Zucker-frei) geben kannst.
Worauf solltest Du achten?
Im vierten Anlauf besitze ich selbst jetzt endlich das Dörrgerät, mit dem ich zufrieden bin. Die ersten haben nicht gleichmäßig genug „gepustet“, oder waren zu lästig im Handling, weil man ständig nicht benutzte Einzelteile irgendwo rumliegen hatte, wie z.B. grade nicht im Einsatz befindliche „Dörr-Turm-Ringe“. Besonders missfiel mir, dass die meisten Dörrgeräte von innen aus Plastik sind.
Um für Dich den Weg abzukürzen, gebe ich Dir zum jetzigen Gerät meiner Wahl untenstehend einen Link. Beim Rohkostanbieter meines Vertrauens, keimling.de kannst Du Dir meine erste Wahl anschauen – und ggf. auch bestellen, wenn Du direkt loslegen willst. (Übrigens: wenn Du den Weg über den Link wählst, unterstützt Du damit bei für Dich gleichem Preis auch das Ess Kultur Pur Projekt.) Meine Wahl ist also inzwischen das Infrarot-Dörrgerät vom Keimling. Es vereinbart eine doppelte Dörrtechnik aus Infrarot-Wärme und Luftstrom, also sozusagen aus Sonne und Wind.
Und seine Innenwände und vor allem seine Dörrgitter sind aus Edelstahl, für Flüssiges gibt es wiederverwendbare Dörrfolien, alle stückigen Teile oder Kräuter kann man aber auch direkt auf dem Netzgitter trocknen. Auch andere, ggf. preiswertere Alternativen, wirst Du ggf. über den Keimling Link finden. Doch zweimal kaufen ist immer am teuersten, also kannst Du Dir den einen oder anderen Umweg – den ich gegangen bin – vielleicht ersparen. Denn zugegeben – ein gutes Dörrgerät ist eine Investition. Aber Deinen Backofen hast Du ja auch nicht umsonst bekommen …
Was ich noch nicht erwähnt habe …
ist der DUFT! Gibt es etwas Appetitlicheres als heimzukommen und das ganze Haus riecht nach frischen Holunderblüten oder nach getrockneten Lorbeerblättern oder nach Himbeeren, nach Erdbeeren, nach trocknenden Äpfeln oder würzigen Knoblauch-Zucchini Chips? Keine Angst, das ist kein Duft – wie beim Kochen – der Dir im Haus kleben bleibt, das zieht nur einmal kurz durch, gewissermaßen als Vorahnung auf den Genuss, der nach Abschluss des Prozesses auf Dich wartet.
Und wenn Du dann mal wieder im Biomarkt vorbei kommst und siehst den Preis für ein kleines Tütchen Apfelringe, das noch dazu notwendigerweise in Plastik verpackt daher kommt, dann kannst Du nur noch lächeln. Dann weißt Du: „Meine Oma konnte das noch selber. Ich auch.“
Schreib’ mir, wenn Du Dich hast inspirieren lassen, mit welchem Lebensmittel Du angefangen hast. Oder schreib’ mir, wenn Du im Dörren schon Profi bist, Dein liebstes Rezept! In jedem Fall viel Freude bei Deinen – vielleicht ersten – Dörrversuchen wünscht Dir Deine
Anne Lohmann
P.S.: Im Backofen dörren geht zum Kennenlernen natürlich auch. Braucht nur viel mehr Strom und man kann den Backofen nicht Grad-Genau auf Rohkost-Temperatur einstellen, also auf maximal 42 °C – was wichtig ist für den Erhalt einiger Vitamine und Enzyme. Für’s erste Probieren mag es egal sein, aber wenn Du es ernst meinst, macht ein gutes Gerät viel Sinn und rechnet sich schnell.
PPS.: Live und in Farbe haben wir übrigens im letzten Ess Kultur Pur Abendkurs Fruchtleder und Zucchini gedörrt. Wenn Du Lust hast, mehr Sachen mit mir gemeinsam zu lernen, sei es im Tages-Kompakt-Seminar oder am Abend, schau’ einfach mal auf die nächsten Termine.