Alljährlich zur Sommerzeit zieht es uns hinaus in die Welt. Und neben neuen Eindrücken für Augen und Seele lockt auch der Geschmack der großen weiten Welt. Wie kriegt man das hin, dass man auch unterwegs das zuhause errungene Niveau von Ordnung und Lebendigkeit der Nahrung aufrecht erhalten kann? Und dabei trotzdem offen bleibt für das kulturell aufregende Geschmackserlebnis jeder einzelnen Region. In der Lebensmittelharmonie ist das leicht.
Reise ist nicht gleich Reise
Gehen wir also die Optionen mal alle durch. Oder wenigstens die wichtigsten, denn es gibt ja viele Gründe, unsere Koffer zu packen, nicht nur im Sommer. Voraussetzung, um unterwegs nicht nur die Seele, sondern auch den Körper zu nähren, ist tatsächlich die Kenntnis eines gewissen Standards, was beim Essen überhaupt gut für uns ist. Und was nicht. Damit fängt man idealerweise nicht im Urlaub an, sondern am besten zuhause.
Deine Kenntnis von der Ordnung der Nahrung im Sinne der Lebensmittelharmonie setze ich hier einfach mal voraus. Du hast Dir die Grundlagen schon erarbeitet, sei es im Ess Kultur Pur Buch, im Abend- oder Tages-Seminar oder im Online Kurs. Dann weißt Du schon, das A und O ist auch unterwegs: "ordnen, statt weglassen".
Du kannst, darfst, ja ich würde sogar sagen Du solltest die Spezialitäten jeder Region unbedingt probieren. Sie sind gleichsam der kristallisierte Charakter einer Region. Sie sind unmittelbarste Möglichkeit, sich bis in unser tiefstes Inneres hinein mit Land und Leuten, mit Wasser, Erde und Pflanzen der Region zu verbinden. Und das ist ja, warum wir reisen. Wir wollen das Andere kennenlernen und spüren, wollen unsere allzu ausgetretenen Alltagspfade verlassen, auch und gerade kulinarisch.
Klassisch ist der Familien-Sommerurlaub
Eins gleich vorweg: lass' Deine Kinder, wenn Du welche hast, im Urlaub bitte essen, was sie wollen. Du kannst darauf achten, dass es nicht all zu viel wird mit dem Eis und der Pommes. Du solltest sie ermutigen, genau wie Du, die Spezialitäten der Region mit zu erkunden, damit ihr Geschmackssinn trainiert und ihre Urteilskraft gestärkt wird.
Aber mache Dir bitte keinen Streß damit, ihnen im Urlaub gute Ernährung nahe bringen zu wollen. Ab einem gewissen Alter machen sie sowieso, was sie wollen. Und unter'm Strich zählt für sie Dein (wortloses) Vorbild. Vielleicht nicht in diesem Urlaub, aber wenn sie Jahr für Jahr erleben, wie Du auch im Urlaub Deine Ernährungsstandards hältst, werden sie es in ihrem eigenen Leben früher oder später genau so machen.
Und was machst Du? Nehmen wir mal an, Du hast einen all-inclusive Pauschalurlaub gebucht. Dann kannst Du am Morgen sicher aus einem reichen Buffett mit vielen verschieden Obstsorten des Landes wählen. Naturyoghurt und Quark gibt es auch fast überall auf der Welt. Mandeln, Cashewkerne oder Nüsse aller Art ebenfalls. Und das Leinöl könntest Du mit einem kleinen Fläschchen im Reisegepäck dabei haben und mit zum Frühstückstisch schmuggeln. Und schon kannst Du mit dem Obst der Region frühstücken, wie zuhause.
Aus einer Mahlzeit zwei machen
Alle die Zutaten, die außerdem noch auf einem üppigen Frühstücks-Buffett stehen, und die im Sinne der Lebensmittelharmonie zum roten Bereich gehören, kannst Du Dir dann für Deine unterwegs-Mittagsmahlzeit mitnehmen. Leckere Brote alle Art mit Aufstrichen bzw. Belägen, die im Sinne der Lebensmittelharmonie dazu passen, könnten also z.B. bei Tagesausflügen Dein preiswertes Mittagessen sein.
Und beim Abendessen achtest Du dann darauf, dass Du im blauen Bereich bleibst. Grade in Gegenden mit Meer oder Seen wirst Du eine reiche Fischauswahl finden, dazu natürlich immer reichlich Gemüse und Frischkost, also Salat. Oder Du testest eine kleine Auswahl regionaler Käsespezialitäten mit Obst, zu all dem vielleicht ein Glas Wein ...
Wenn Du wandern gehst ...
dann wirst Du nur das Nötigste mitnehmen und unterwegs einkehren. Im Grunde machst Du es hier genau so, wie eben beschrieben. Ich habe das dieses Jahr in Österreich praktiziert, es ging wieder mal sehr gut. Bewusst gesetzte Ausnahmen bestätigen im Urlaub die Regel!
Und zur Regel gehört gegebenenfalls auch: nenn' Deine Wünsche. Du bist Kunde, also König. Du zahlst schließlich auch die Rechnung! Schon am Vorabend im Hotel habe ich - auch in kleinen Pensionen - angekündigt, dass ich zum Frühstück bitte gerne Quark und frisches Obst oder wenigstens Yoghurt und Obst haben möchte. Darauf wurde immer bereitwillig eingegangen. Eine Packung Studentenfutter hatte ich als Reiseproviant eh' im Rucksack, die dienten dann beim Frühstück auch, um Rosinen und Nüsse beizugeben. Für die Eiweißversorgung und Kräftigung habe ich mir dann meist noch 1-2 Frühstückseier dazu gegönnt.
Das reichliche Brotangebot war ideal, um die Proviantbox für unterwegs zu füllen. Und abends gab's im Restaurant zum Beispiel Wolfgangseeforelle oder auch geröstete Eierschwammerl (Pfifferlinge in Ei) mit Salatbeilage. Andernorts grüne Kräutersuppe, hausgemachte Tortellini oder auch mal ein Pizza-Wagenrad mit Rucola und frischen Tomaten. Wer wandert, statt den Tag im Liegestuhl zu verbringen, darf ja abends schonmal etwas kräftiger zulangen, nicht nur aus dem blauen, sondern dann wahlweise auch mal aus dem roten Bereich.
Wer im Campingwagen unterwegs ist ...
oder mit einer guten Zeltausstattung, dem sind ja in Sachen Lebensmittelharmonie auch unterwegs so gar keine Grenzen gesetzt. Ich hatte leider noch nicht das Vergnügen, mit einem guten Campingwagen zu reisen. Aber ich habe zahlreiche Patienten und Kursteilnehmer, die das "Prinzip Lebensmittelharmonie unterwegs" perfektioniert haben!
Ein Mixer wie der Miniblender ist einfach perfekt zum Mitnehmen. Meine Kursteilnehmerin Petra hat mir Fotos von unterwegs zugeschickt (siehe Beitragsbild). Eine Kabeltrommel und den Mixer im Kofferraum - und schon ist man überall einsatzbereit, wo es eine Steckdose gibt. Köstlich-sämige Salatsoßen, grüne oder "bunte" Smoothies ersetzen minderwertiges Raststättenessen oder auch die Weißmehl-Zucker-Angebote konventioneller Frühstücksanbieter.
Meine Kursteilnehmerin Ulrike, die im Pensionsstand ist und mit ihrem Mann halbjährlich mit dem Wohnmobil Süddeutschland und Südeuropa bereist, hat in ihrem Campingwagen nicht nur einen Vitamix, sondern sogar ein Dörrgerät! Und natürlich eine eigene kleine Vorratsdosenecke für die Lebensmittelharmonie.
Mit dabei sind die Grünen Rosinen, der Leinsamen, verschiedene Sorten rohköstlicher Nüsse, verschiedene Sorten Hülsenfrüchte, ein reiches Gewürz- und Teesortiment, Kokosöl und Ghee. Und im Minikühlschrank ist Leinöl unterwegs. Alles andere andere kann man überall frisch dazu kaufen. Insbesondere natürlich Obst und Gemüse der Region, aber auch Quark oder Spezialitäten-Milchprodukte. Entdecke griechischen Yoghurt, isländischen Skyr oder mongolisches Kumys (eher nicht beim Campen 🙂 ). Honig, Fisch oder Fleisch natürlich auch.
Und last not least - die Geschäftsreisenden
Auch da weiß ich, wovon ich spreche. 21 Jahre lang war ich jedes Jahr eine Woche lang auf der Medizinischen Woche Baden-Baden. Das ist der größte Ärztekongress für Naturheilkunde in Europa - und auch dort gibt es das schlechteste Essen vor Ort. Nix mit Naturheilkunde am Imbiss-Stand. Im Kongresshaus wird serviert, was vermutlich in so ziemlich jedem Kongresshaus der Welt serviert wird. Papp-Brötchen mit Käse oder Wurst, Laugenbrezel, Kaffee, Kuchen mit viel Zucker und ein Wasser, das nach Spüli schmeckt.
Und morgens im Hotel, selbst wenn es ein gutes ist, ist es auch nicht viel besser. Wer gutes Bio-Brot aus Bio-Getreide gewöhnt ist, für den sind die fünf Sorten Papp-Brötchen in Weißmehlvarianten einfach keine Alternative. Wer Rohmilchkäse ab Bio-Hof gewohnt ist, für den ist der dünn aufgeschnittene, konventionelle Gouda oder die fettigen Mortadella-Scheiben einfach keine Alternative! Wenn Du weißt, wieviel ökologisches Unheil mit konventionellem Zucht-Lachs an den Meeresküsten dieser Welt angerichtet wird, dann ist für Dich auch die Lachsplatte mit Sahnemeerrettich einfach keine Alternative!
Unterwegs kreativ sein
Was bleibt? Miniblender mitnehmen. Bei Ankunft in der Kongress-Stadt sofort in den nächsten Bioladen. (Jede mittelgroße Stadt in Deutschland hat einen, meist auf sehr hohem Niveau.) Bananen und Reismilch einkaufen, Leinöl, ein bisschen Frischkost (Möhren, Kohlrabi, Gurke), damit man in der Kongresshausluft nicht austrocknet. Ein paar gute Brötchen und ein paar gute Scheiben Rohmilchkäse.
Im Hotelzimmer die Minibar ausräumen und die frischen Einkäufe reinpacken. Am Frühstücksbuffett die Quark-Leinöl-Obst Variante wählen, idealerweise mit Nüssen und Leinsamen und Rosinen vom Müsli-Rondell des Frühstücksbuffets. Danach auf dem Hotelzimmer mittels des Miniblenders einen Mittags-Smoothie smoothen, z.B. mit Reismilch, Banane und getrockneten Heidelbeeren, Kakaopulver oder Mandelmus (der macht richtig satt).
Und abends in der Kongress-Stadt umgucken nach einem guten Italiener. Da bekommt man noch die besten Gemüseplatten (bitte ohne Kartoffeln, das muss man dazu sagen) oder auch gemüsige Antipasti-Variationen. Wer den ganzen Tag nur rumgestanden oder rumgesessen hat, braucht eben auch am Abend nur noch leichte Kost.
... und flüssig bleiben
Im Laufe der Jahre wurden in den Kongress-Städten auch die Veggie-Restaurants mehr, oder gar Rohkost- oder Smoothie-Bars, auch da wird man fündig. Gutes Wasser gibt es auf Naturheilkongressen zum Glück immer - nicht am Imbiss-Stand, aber an den Infoständen der Wasseranbieter, die ihre Heilquellen vorstellen. Das war immer sehr praktisch 🙂 . Ansonsten leistet eine Thermoskanne, die man sich morgens im Hotel befüllen lässt mit einem Kräuterteebeutel unserer Wahl, auch ganz gute Dienste.
Fakt ist: wo ein Wille ist, ...
... da ist auch ein Weg, in der Lebensmittelharmonie zu bleiben. Und ich garantiere Dir. Wenn Du NICHT nur Urlaub machst, sondern IM Urlaub die Lebensmittelharmonie durchziehst, kommst Du DREIMAL so erholt nach Hause. Und die Erholung hält auch viel länger. Denn Reisen ist ja immer auch ein wenig Stress für den Körper: lange Fahrten oder Flüge, viele Menschen, fremde Bakterien, Rhythmusunterbrechungen oder gar Zeitverschiebungen.
Da kann Dein Körper mit der Extra-Portion Zuwendung beim Essen viel schneller nicht nur in die Balance zurückfinden, sondern echte, tiefe Erneuerungsarbeit leisten. In einem Ausmaß, wie das zuhause im Alltagstrott und im Alltagsstress nie möglich wäre. Wenn Seele und Körper sich gleichzeitig erholen, dann merkst Du erstmal, was für ein Powerpaket Du in Wahrheit bist. Das lässt Du Dir auch beim nächsten Urlaub nicht mehr nehmen. Garantiert.
Schreib' mir gerne Deine Urlaubserfahrung zurück. Wo bist Du gewesen? Was ist Dir an der Ernährung der Region aufgefallen? Mit dem Blick der Lebensmittelharmonie wirst Du vielleicht mehr als früher merken, dass in manchen Ländern die Menschen kollektiv dieselben "Fehler" machen wie wir - und denselben Preis dafür bezahlen. Übergewicht ist noch das Sichtbarste davon. Und manche Länder können es besser: besonders Italien und Japan. Da wo's gut läuft, können wir was lernen!
War es diesmal leicht oder schwer für Dich, eine gute Ordnung im Essen aufrecht zu erhalten? Und was hast Du Dir für's nächste Mal vorgenommen? Fragen oder Anmerkungen? Immer her damit!
Noch einen schönen Urlaub zu haben - oder zuhause wieder gut anzukommen, auch und grade in der Lebensmittelharmonie, das wünscht Dir herzlichst Deine
Anne
P.S.: Für wen wäre das auch wichtig? Einfach weiterleiten.
Bildquellen:
Beitragsbild: Petra Kutheus
Grüne Kräutersuppe, Tortellini, Mozarella mit Kräuterpesto: Anne Lohmann
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